Montag, 14. September 2020

komm mit

was fällt dir schwer? was fällt dir leicht?
worauf bist du stolz? was willst du ändern?
was macht dich glücklich? was macht dich traurig?
wann fühlst du dich gut? wann schlecht?
fühlst du dich gut?
was macht dir Angst? wann fühlst du dich sicher?
magst du dich?
wann magst du dich? wann magst du dich nicht?
veränderst du dich?
für wen veränderst du dich?
bist du lieber allein oder in Gesellschaft?
bevorzugst du Stille oder Tumult?

stellst du dir diese Fragen?
und findest du Antworten?

so viel passiert gerade, und trotzdem habe ich das Gefühl, dass mein Leben gerade stagniert
irgendwo liegen geblieben ist
Pause macht
irgendwo am Straßenrand

lass uns verreisen.

es ist Sommer.
welches Jahr ist egal, Alter zählt nicht.
es gibt auch sonst nichts das uns stoppen könnte, nichts, das uns straucheln oder zögern lässt.
wir sind zu zweit.
es ist nachts, es ist frisch.
gerade die Temperatur, die nicht warm ist, aber auch nicht kalt.
die Temperatur bei der es einem leicht fröstelt
in kurzen Hosen und Top.
die Temperatur, bei der man den letzten Tag noch auf der Haut spüren kann und die Hitze von morgen schon atmet.
wir sind barfuß. unter uns wärmt der Beton unsere Füße noch nach und über uns erstreckt sich die Schwärze der Nacht bis ins Unendliche.
bis zu den Sternen.
es riecht nach feuchter Luft, nach kaltem Zigarettenrauch und warmer, nachglühender Haut.
neben uns knackt der Motor des Autos, wir hören das Rauschen vereinzelter Autos auf der Autobahn.
unsere Gesichter werden erleuchtet von der Reklame der Tankstelle.
es ist Sommer und wir sind auf dem Weg nach Osten.
wir wissen nicht wohin, haben keinen Plan
aber wir sind glücklich
ich fühle mich sicher, fühle mich geborgen.
meine Haut kribbelt wenn ich daran denke was kommt
kommen könnte
ich fühle mich so frei und gut, dass ich lachen muss
ich strecke meine Arme aus, umarme die Nacht und grinse dich an
du lachst
über mich, über den Moment
du lachst, weil auch du glücklich bist.

und wir reisen

neben uns fliegen die Lichter der Autobahn
Schilder, Laternen, Scheinwerfer und Rücklichter
und ich denke zurück

meine Zukunftssymphonie damals:
die Musik von Aufregung, Begeisterung, Unwissen und Tatendrang
mein Wunsch danach, eine Person zu werden, die ich selber gemalt habe
gemalt mit einem Stift aus Wünschen und Hoffen, Angst und Misstrauen
gemalt zu einer Person von Mut, Liebe, Zuneigung und Stärke
mit Lachen, Schöngeist und Weisheit

Ich bin diese Person geworden. 
Ich vertraue. Ich lebe den Moment,
ohne Angst vor dem Ende.

das war meine größte Angst. 
nicht der Tod als das Ende, sondern der Verlust. 
Angst davor, die Personen, die mir ganz besonders am Herzen liegen, zu verlieren. 
und wegen dieser Angst bin ich selber gegangen
bevor andere gehen konnten. 
nicht bei allen, aber bei so vielen, dass es mich schmerzte.
und die Personen, die von mir gingen, konnte ich nicht gehen lassen. 

ich war verunsichert. 
andere hätten mich vielleicht als selbstbewusste, eigenständige Frau beschrieben, 
doch hinter dieser Fassade sehnte ich mich nur nach Armen, die mich halten und Stand geben. 
stehen konnte ich alleine, nur die Angst, fallen gelassen zu werden, ließ mich straucheln. 
ein kleiner Krieg in meinem Kopf. 
dieser Gegensatz von dem Wunsch nach sich-fallen-lassen, eigenständig sein und Bindungsängsten.

heute habe ich das abgelegt. 

genauso wie auch meinen Drang nach Kontrolle 
genauso wie die Angst vor Kontrollverlust. 


ich spüre wieder den Wind in meinen Haaren, auf meinen Wangen, 
höre das Radio, verloren zwischen Rauschen und Singen. 
rieche diesen paradox ungesund-frischen Geruch der Autobahn
und ich lächle
weil ich zufrieden bin 
mit mir und mit mir in der Welt. 
zufrieden und ausgeruht
in mir ruhend. 

meine Reise.